Selbst ein Buch herstellen
Irgendwann besteht der Wunsch, eine vorhandene
Dokumentation, selbst geschrieben oder heruntergeladen, als Buch zu fassen.
In der traditionellen Weise binden, kann recht kompliziert werden. Ein Buch
besteht aus einzelnen Lagen. Eine Lage besteht normalerweise aus 4 Bögen des
doppelten Buchformats, das entspricht, gefaltet, 8 Buchblättern = 16 bedruckte
Buchseiten. Gehen wir vom DIN A4-Format aus, ergibt das das dann ein Buchformat
A5. Will man das Buch gar mit dem heimischen Drucker selber drucken, wird es
richtig kompliziert. Die Bögen müssen nach einem bestimmten Schema bedruckt
werden, sollen nach dem Zusammenstellen der Lagen die Seiten im Buch auch in der
richtigen Reihenfolge erscheinen. Das erfordert einige Denkvorgänge. Hinzu
kommen noch die Notwendigkeit einer Heftlade zur Bindung der Lagen und
entsprechende Fertigkeiten.
Einfacher ist es, einzelne bedruckte Seiten
zu einem Buch zusammenzufassen.
Das ermöglicht das
Lumbeck-Verfahren
Diese von Emil Lumbeck 1936 erfundene Klebebindung
ist auch vom Laien ohne Vorkenntnisse zu bewältigen. Die meisten Taschenbücher
werden auf diese Art gebunden – richtiger gesagt: zusammengehalten. Das Buch
besteht dann aus einzelnen Blättern des gewünschten Formats, die am Rücken durch
eine Klebung verbunden sind.
Nach diesem Verfahren ist es jedem möglich,
ansprechende Einbände zu schaffen. Natürlich werden auch dazu einige
unverzichtbare Werkzeuge, Materialien und Hilfsmittel benötigt – und das Wissen!
Werkzeuge:
• Ein Falzbein, Papierschere,
Cuttermesser, Stahllineal und verschiedene Pinsel zum
Kleistern und Leimen.
• 2 Pressbretter und 2 Schraubzwingen.
• Nützlich ist eine
Schlagschere für die Pappen.
Weiterhin sollte man sich nach
einem Buchbinder oder einer Druckerei umschauen, wo man den fertigen
Buchbuchbock glatt beschneiden lassen kann. Auch manche Copy-Shops haben einen
entsprechenden Stapelschneider. Wie man sich auch behelfen kann, ist im Kapitel
Beschneiden nachzulesen.
Materialien
• Buchbinderleim Planatol BB und Kleister
(Tapentenkleister). •
Graupappe (Schrenz) in verschiedenen Stärken – vorerst genügt 1,5 mm, •
Kraftpapier (Packpapier/Natronpapier), Folienblätter als Feuchtigkeitssperre.
• Für höhere
Ansprüche: Gazestreifen Buchbinderleinen, Shirting (Gewebeband) und ein paar
Streifen Kapitalband.
• Makulaturpapier kann man nicht genug haben -– Zeitungspapier eignet sich nur
bedingt, da es abfärben kann. • Weiterhin einige Baumwolltücher zum Anreiben,
Küchenkrepp etc. Wissen – vorausgesetzt
Das Papier
Wichtig!: Papier hat immer eine
sogenannte Laufrichtung. Die zu kennen verhindert mangelhafte Ergebnisse. Bei einem Buch z.B. soll die Laufrichtung von Papier und
Einbandpappe immer längs zum Buchrücken verlaufen!
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Die
Laufrichtung lässt sich ermitteln, indem man den Rand des Papierblattes
leicht anfeuchtet:
Quer zur Laufrichtung wellt sich der Rand stark,
während die Kante längs zur Laufrichtung relativ glatt bleibt. Auch
lässt sich das Papier längs zur Laufrichtung recht gerade einreißen –
quer zur Laufrichtung ist der Riss unregelmäßig.
Bei normalem Druckerpapier A4 geht die
Laufrichtung, wie in der Abbildung, üblich der langen Kante nach.
Das bedeutet, will man ein Buch im A5-Format
herstellen, kann man das eigentlich nicht durch einfaches Falten des
A4-Blattes erreichen, weil dann die Laufrichtung quer zum Buchrücken
verlaufen würde.
Bei einem Heft aus ein paar Seiten mag sich das
noch nicht nachteilig auswirken. Doch je dicker das Buch wird, kann sich
dann aber bemerkbar machen, dass das Buch sich verzieht, nicht mehr
glatt aufliegt und sich das Buch schlecht Blättern lässt, weil das
Papier quer zur Laufrichtung steifer ist.
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Papiermaße
Das DIN-Format A0 hat die Größe von 84,1 x 118,9 cm und entspricht einem qm
im Seitenverhältnis von ca. 5:7. Für die nächsten kleineren Formate (DIN A1, DIN
A2, DIN A3, DIN A4

Beim Drucken von Buchseiten sollten gewohnte ästhetische
Aufteilungen beachtet werden. Der sogenannte Satzspiegel ist aufgeteilt in der
Reihenfolge größer werdender Abstände vom Text:
1. Kopfsteg
2. Außensteg
3. Fußsteg
Es gibt Formeln zur Berechnung der Aufteilungen,
wobei das aber vom Seitenformat und auch dem Zeitgeschmack abhängig ist.
Wenn man innerhalb der oben angeführten Regel
der eigenen Ästhetik folgt, kann man nichts falsch machen.
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Besonders beim abschließenden Beschneiden des Buchblocks sollte man sehr
aufpassen, dass man Außen nicht zuviel abnimmt und der Außensteg womöglich
schmaler als der Bundsteg wird – dann ist der Satzspiegel unkorrigierbar
verdorben!
Leimen oder
Kleistern
Wie aus dem Vorangegangenen
schon hervorgeht, unterscheidet der Buchbinder zwischen Leimen und Kleistern.
Das Einstreichen mit Leim oder Kleister wird buchbinderisch anschmieren genannt
Kleister
ist das, was landläufig als Tapetenkleister bekannt ist. Also Klebstoffe in Form
wässriger Quellungsprodukte aus Stärke oder organischen Cellulose-Ethern.
Tapetenkleister nach Vorschrift ansetzen. Er hat aber angesetzt eine
begrenzte Haltbarkeit und verliert bald seine Klebkraft. Darum immer frisch
ansetzen.
Klebungen mit Kleister lassen nach dem Auflegen auch noch
Korrekturen zu, bleiben elastisch und lassen sich, falls notwendig, mit
Feuchtigkeit wieder ablösen.
Leime sind synthetischer Buchbinderleime, die elastisch bleiben (z.B. Planatol
BB). Früher wurde dazu Knochenleim verwendet.
Mit Leim geklebt, vor allem mit
synthetischen Leimen, ist nach dem Abbinden desselben keine Lösung mehr möglich.
Ausnahme bilden Leimungen mit Knochenleim – aber heute kaum mehr üblich.
• Geleimt werden der Buchrücken am Buchblock sowie eventuelle Aufkaschierungen wie Titel oder Buch-Ecken.
• Gekleistert werden die Bezugspapiere, Leinen- und Lederbezüge, auch die Vorsatzblätter werden an die Buchdeckel gekleistert. • Für manche Zwecke wird auch eine Leim- Kleistermischung verwendet.
Bei allen Klebearbeiten äußerst sauber arbeiten. Leimflecke auf dem Bezug können
alles verderben. Immer ein feuchtes Schwammtuch bereit halten – zum Finger
abwischen, Kleberflecke schnell beseitigen usw.
Lumbecken –
die Vorgehensweise:
Die zum Buchblock zusammengestellten Blätter werden allseitig auf dem Tisch
aufgestoßen, damit sie sich gleichmäßig ausrichten. Es empfiehlt sich, vorn und hinten je ein Makulaturblatt auf den
Buchblock aufzulegen, da es doch hin und wieder zu Leimverschmutzung der beiden
letzten Blätter kommt. Dann werden sie zwischen zwei Bretter mit einer
Schraubzwinge, wie in der Abbildung gezeigt, zusammengespannt:

Der oben herausstehende Teil des Blocks wird mit der Hand zur Seite gebogen und
die Kante mit Buchbinderleim Planatol BB bestrichen. Durch die Beugung der
Blätter geben die Blätter stufenweise auch einen kleinen Streifen des Vorblattes
frei. Dieser erhält dadurch auch etwas Leim, was zur festen Verbindung notwendig
ist. Dann wird der Block zurückgebogen, nach der anderen Seite umgelegt und
gleichermaßen behandelt. Mit dem Leimpinsel aber immer Richtung nach Außen
streichen! Wieder gerade gerichtet, entfernen wir mit den Fingern oder einem
Tuch seitlich übergetretenen Leim und ziehen mit den Fingern die seitlichen
Kanten nach, um sie etwas zusammenzupressen. Dann reiben wir noch die Oberfläche
des Leimrückens mit dem Finger glatt. Der Block bleibt nun zum Trocken über
Nacht eingespannt. Eventuell die beiden Makulaturblätter vorher abziehen.
Das weitere Vorgehen richtet sich nun danach, was man damit vorhat.
Einfache Ansprüche – z. B. für Gebrauchsanleitungen,
Kochrezepte usw. oder
Es soll ein richtiges Buch werden – das macht dann schon einige
Arbeit und erfordert einige Materialien wie Graupappe, Gaze, Shirting,
Einbandleinen, Vorsatzpapier, Kapitalbändchen etc.
Für einfache Ansprüche genügt
es, einen Titel auf stärkerem Papier (mindestens 130er) zu gestalten und aus
Papier der gleichen Stärke ein hinteres Blatt. Dafür nehme ich auch gern ein
farbiges Blatt.
An der hinteren Kante werden Titelblatt und das hintere Blatt so mit
Makulaturpapier abgedeckt, dass ein 3mm breiter Streifen frei bleibt. Dieser
wird mit Leim bestrichen, dann die beiden Seiten aufgelegt und kurz beschwert.
Der Rücken kann dann noch mit einem Streifen Selbstklebe-Gewebeband umfasst
werden. Oder, etwas aufwändiger mit einem Streifen Buchbinderleinen umkleben.
Besteht Gelegenheit, die drei Seiten des Blocks noch glatt beschneiden zu
lassen, kann das schon ganz ordentlich aussehen.

Es soll es ein richtiges Buch werden
Da müssen noch Vorsatz-Blätter angefertigt
und ein Einband hergestellt werden. Das Vorsatz sind die beiden gefalteten
Doppelblätter, die vorn und hinten auf dem Buchblock aufliegen, mit ihm
verbunden sind und die Verbindung zum Einband herstellen. Die eine Hälfte
des Vorsatzblattes bildet das „fliegende Blatt“. Die andere Hälfte, das
sogenannte „Anpappblatt“, ist auf die Innenseiten der Einbanddeckel geklebt und
bildet an der Faltkante das Scharnier. Zur Stabilisierung dieses Gelenkes ist
diese Verbindung noch mit Shirting (Gewebestreifen) oder Gaze verstärkt.
Für das Vorsatz nimmt man auch aus diesem Grund ein
etwas festeres Papier. Für die beiden Vorsätze brauchen wir je einen Bogen des
doppelten Buchformates und falten ihn mittig. Dafür nimmt man, abgesehen
davon, dass es, wie schon gesagt, etwas stärker als das Drucksatzpapier sein
soll, auch meist ein getöntes oder gemustertes Papier um einen optischen
Kontrast zu bilden. Dabei auf die Laufrichtung des Papiers achten – sie muss
immer parallel zum Buchrücken sein! Das macht die Beschaffung des
Vorsatzpapiers oftmals schwierig. Oftmals wird man bei den Geschenkpapieren
fündig. Im Internet findet man allerdings viele Anbieter für Vorsatzpapiere.
Das Vorsatz wird nun mit einem Makulaturblatt so
abgedeckt, dass an der Faltkante ein 4 mm breiter Streifen frei bleibt. Dieser
wird mit Leim angeschmiert, das Vorsatz auf das erste Blatt des Buchblocks
gelegt (Kleberand zum Rücken!) und angerieben. Dasselbe geschieht dann mit dem
hinteren Vorsatzblatt.
Jetzt spannen wir den Block wieder zwischen die
Bretter, damit wir bequem am Rücken arbeiten können. Als nächstes schneiden
wir einen Streifen aus Buchbindergaze, in der Länge des Buchrückens und in der
Breite des Buchrückens +30 mm. Der Rücken wird gut mit Leim bestrichen, der
Gazestreifen mittig aufgelegt seitlich leicht abgekantet und gut in den Leim
eingerieben. Seitlich darf die Gaze aber keinesfalls an das Vorsatz angeklebt
werden! Nach 5min nochmals nachreiben und durch die Gaze hindurch nochmals
nachleimen.
Nun das Ganze eine Stunde trocknen lassen und danach zwischen zwei Brettern über
Nacht pressen – mit Schraubzwinge(n).
Es empfiehlt sich unbedingt, nun die drei Seiten des Blocks glatt zu
beschneiden (beim Buchbinder, in einer Druckerei – auch in manchen
Copy-Shops). Siehe auch Kapitel Beschneiden.
Erst danach kann der Einband
angefertigt werden!
Auch der gelumbeckte Buchblock bekommt bei mir (ab einer Stärke von 15 mm) nach dem Beschneiden ein Kapitalbändchen und eine Hülse. Eventuell sogar noch eine Schnittfärbung.
Dass man sich die Mühe der Fadenheftung gespart hat, muss ja nicht unbedingt zur primitiven Optik des Buches führen.
Das Kapitalbändchen ist nicht nur Zierde, Kapitalband und Hülse tragen zur Stabilisierung des Seitenverbundes bei.

Die Hülse wird aus Natronpapier in der Breite des
Buchrückens gefaltet (Laufrichtung längs beachten) und zusammengeklebt.
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Inzwischen wird das Kapitalbändchens an Kopf und Schwanz auf den
Rücken geleimt – die Wulst oben und unten leicht überstehend.
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Ist das Kapitalband aufgeleimt, wird die Hülse auf Länge zugeschnitten – von
Kapitalbandwulst oben zu Kapitalbandwulst unten – und aufgeleimt. Um ein
Zusammenkleben der Hülse zu vermeiden, stecke ich ein passendes Stück Folie
hinein. Die Hülse bildet einen Hohlraum zwischen Buchrücken und dem
Papprücken des Einbandes. Dieser Hohlraum ist zur Funktion des Aufklappens des
Buches unbedingt notwendig! Gleichzeitig wird durch das Kraftpapier der Hülse
das Scharnier verstärkt.
Nun der Einband – die Buchdeckel
Wir brauchen dazu 3 Zuschnitte aus 1,5 mm Graupappe.
• Alle drei Zuschnitte haben die Höhe des Buchblockes plus 2
mm oben und unten, weil der Einband etwas über den Buchblock hinausstehen soll.
• Die Breite des Rückens entspricht der Stärke des Buchblocks plus Stärke der
beiden Buchdeckel.

Für die Breite der Buchdeckel kann vorerst kein genaues Maß vorgegeben werden,
da das von der Breite des noch zu bestimmenden Falzes abhängt. Auf jeden
Fall soll das Maß 3 bis 4mm größer als der Buchblock sein, damit genug Spielraum
für den endgültigen Beschnitt vorhanden ist.
Zuerst schneiden wir uns aus Kraftpapier (braunes Packpapier) einen
Streifen in der Höhe des Buchrückens sowie dessen Breite +5 cm zu. Papierlaufrichtung beachten – immer längs der langen Kante. Den
Papprücken bestreichen wir 2mal mit Leim; 2mal, weil der erste Anstrich
gleich von der Pappe aufgenommen wird. Der geleimte Rücken wird mittig
(mit Bleistift vorzeichnen) auf den Kraftpapierstreifen gelegt und gut
angerieben. Dabei auch mit dem Falzbein das Kraftpapier gut in die
Kanten des Rückens drücken.
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Die Deckel werden an der Kante 2mal mit Leim bestrichen und in
dieser Weise aufgelegt:

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Dabei ist unbedingt sehr genau zu arbeiten und auf Rechtwinkligkeit zu achten –
ein schiefer Bucheinband lässt sich später nicht mehr korrigieren! Ein gutes
Hilfsmittel ist ein schweres Stahl-Lineal o.ä., was man unten als Anschlag
benutzt:
 Nach kurzer Anziehzeit umwenden und die Klebstellen gut mit dem Falzbein
anreiben. Bei den Klebearbeiten empfiehlt es sich immer eine Folie als
Anklebschutz unter zu legen. Nach diesem Arbeitsgang muss das Teil eine
Stunde trocknen – dabei darauf achten, dass es sich nicht verziehen kann – an
das Stahllineal anlegen und mit einem Brett beschweren
Nun folgt der Leinenrücken
Ein Streifen Buchbinderleinen, in etwa so breit, wie der Kraftpapierrücken und
in der Höhe 1 cm länger, 2mal gut einleimen und auf den Rücken kleben. Hierbei
die richtige Anordnung der einzelnen Schichten beachten! Gut anreiben,
besonders die Falze mit dem Falzbein nachziehen!
 Nach kurzer Anziehzeit das Ganze wenden, das oben und unten überstehende Leinen
nochmals mit Leim bestreichen und umlegen:
Gut anreiben – auch wiederum wenden und erneut die Falze nachziehen. Das
Stück wird nun zwischen zwei Bretter gespannt und muss über Nacht trocknen.
Der Bezug der Deckel Bis auf den Bezug der Deckel ist die Rohdecke nun fertig. Wir falten die Rohdecke zusammen und legen zur Prüfung den Buchblock ein, dass er straff am Rücken anliegt. Die Deckel werden nun vorn ein ganzes Stück überstehen. Der Überstand wird bis auf 2 mm abgeschnitten.
Die Wahl des Bezugspapiers richtet sich nach dem Zweck des Buches. Es gibt einfarbige und ornamentierte Bezugspapiere zu kaufen. Oder man gestaltet sich das Papier auf dem heimischen Drucker selbst. Den Titel des Buches kann man da gleich mit eindrucken – er kann aber auch später aufgeklebt werden.
Das Papier wird so zugeschnitten, dass es die Deckelkanten an den 3 Seiten um 8-10 mm überragt. Die Laufrichtung parallel zum Buchrücken beachten. Den Leinenbezug soll das Bezugspapier um etwa 5-6 mm übergreifen. Zu berücksichtigen ist, dass manche Papiere bei Nässeaufnahme, quer zur Laufrichtung stark quellen – „wachsen“ – das kann bis zu 5 mm ausmachen.
Das Beziehen Zum Beziehen verwenden wir nicht Buchbinderleim, sondern Kleister. Das ist das,
was landläufig als Tapetenkleister bekannt ist – also Zelluloseleim. Dieser hat
den Vorteil, dass er nicht sofort anzieht und so eventuelle Korrekturen
ermöglicht. Den zugeschnittenen Bezug auf Makulatur legen und satt mit
Kleister einstreichen und weichen lassen – erst auflegen, wenn die Rollneigung
des Papiers nachgelassen hat – eventuell mit den Fingern niederhalten. Es zu
empfehlen auch den Pappdeckel einzukleistern. Der Bezug wird ausgerichtet,
auf 3-4 mm über den Leinenbezug angelegt, mit einem Tuch vorsichtig die
Luftblasen nach dem Rand ausgestrichen und geglättet. Notfalls – Kleister
macht‘s möglich – kann der Bezug nochmal abgenommen und Korrekturen vorgenommen
werden. Das Ganze wird nun gewendet und die beiden Ecken werden schräg
abgeschnitten. Und zwar so, dass zur Papp-Ecke 2 mm Luft bleibt. Nun die
obere und untere Kante umschlagen – die kleine entstehende Leer-Ecke mit dem
Fingernagel oder Falzbein einkniffen. Zuletzt die seitliche Kante einschlagen.
 Den zweiten Deckel auf die gleiche Weise beziehen.
Die nun fertige Einband-Decke zwischen zwei saugfähige Pappen (Holzpappe) legen,
beschweren und 24 Std. trocknen lassen.
Den Buchblock in die Decke hängen
Der letzte Arbeitsgang – der alles verderben kann. Darum ist hier
äußerste Sorgfalt geboten!
Wir legen den Buchblock in die Decke. Links anstoßend an den Rücken legen wir
ein schweres, oder am Tisch festgespanntes Brett als Widerlager. Der obere
Deckel wird aufgeklappt und der Block akkurat auf dem unteren Deckel
ausgerichtet. Der Buchblock muss fest am Einband-Rücken anstoßen.
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 In das obere Vorsatz wird als Schutz ein großes Makulaturblatt gelegt. Dann wird
als erstes die Gaze an den Deckel geleimt und angestrichen. Darauf achten, dass
der Buchblock fest am Rücken anliegt! Sitzt die Gaze fest, wird das
Vorsatzblatt satt eingekleistert – mit den Fingern niederhalten, damit es sich
nicht zu sehr rollen kann. Hört die Rollneigung auf und das Blatt liegt glatt,
wird das Makulaturblatt herausgenommen und der Buchdeckel vorsichtig geschlossen
– Profis lassen ihn einfach fallen. Nach ein paar Sekunden wird der Deckel wieder geöffnet und das Vorsatzblatt
liegt hoffentlich gleichmäßig und nicht schief am Deckel – kleine Korrekturen
sind noch möglich. Falten werden mit einem Tuch ausgestrichen. Mit dem Falzbein
wird das Vorsatz im Falz am Deckel nachgezogen und angerieben – Vorsicht! – das
Papier ist weich und reißt leicht! Je nach Papierart des Vorsatzes kann es
passieren, dass das Vorsatzblatt durch die Nässe so stark quillt dass es über
Die Deckelkante ragt.
Das Vorsatz oben abziehen und mit einer Schere den Überstand sauber abschneiden
zu müssen, gehört zu den Kunststücken, die man vermeiden sollte. Also vorher
mit einem angenässten Probestreifen des Vorsatzpapiers prüfen, mit wieviel
Millimeter Wachstum zu rechnen ist und das Anpappblatt vorher kürzen! Noch etwas aus Erfahrung: Manche Vorsatzpapiere binden mit Kleister allein nicht
so gut. Ich verwende dann eine Mischung aus ¾ Kleister und ¼ Leim. Zwischen
Deckel und Vorsatzblatt, dem sogenannten fliegenden Blatt, nun eine Folie legen,
damit die Feuchtigkeit nicht in den Buchblock gelangt. Das Buch schließen,
umdrehen und die Rückseite auf gleiche Weise bearbeiten. Dabei immer darauf
achten, dass der Buchblock fest am Deckelrücken anliegt! Folie zwischen
fliegendem Blatt und Deckel nicht vergessen!
Das Buch wird nun zwischen 2 Brettern gepresst (2 Schraubzwingen). Zwischen
Buch und Brett stark saugfähige Pappe (Holzpappe) legen. Rücken und Falz
schonen! – nicht mit pressen!

Nun muss das Buch nun mindestens 24 Std. in der Presse trocknen, ehe es
zum ersten Mal geöffnet werden darf.
Ein "richtiges" Buch ist entstanden!

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